1. FC Köln – FC Bayern 0:2

Auch am zweiten Wiesn-Wochenende führte uns der Weg mit dem FC Bayern heraus aus unserer schönen Stadt und nachdem wir für die Fahrt nach Hamburg in der Woche zuvor etwas wenig Zeit eingeplant hatten, wurde diesmal mit einem angenehmen Zeitpolster kalkuliert. Dementsprechend früh schlugen wir am Müngersdorfer Stadion auf. Ein kurzer Blick in die Runde verriet, dass noch nicht jeder die Feierlichkeiten des Vorabends bzw. der Vorwoche komplett verkraftet hatte, aber schließlich warteten ja auch 90 Minuten im Gästeblock auf uns. Immer eine gute Gelegenheit, den Restalkohol raus zu schwitzen und dem Körper mal eine kleine Entgiftungskur zu gönnen.

Die Bedingungen dafür waren nahezu optimal, denn die Sonne knallte gewaltig in den Gästeblock. Für den Tifo und die Sicht aufs Spielfeld hätte man sich hingegen etwas andere Voraussetzungen wünschen können. Egal, zum einen ist übers gute Wetter meckern an sich schon Blasphemie, zum anderen muss man eben mit dem Material arbeiten das man hat, bzw. in diesem Fall halt die Sonne nehmen wie sie kommt. Und für Kölner Verhältnisse gelang uns das recht gut. Der letzte Auftritt hier war zwar schon etwas über zwei Jahre her, aber da war die Mitmachquote trotz Finaleuphorie nicht so hoch und auch das Liederrepertoire noch etwas schlechter. Alles in allem also ein solider Auswärtsauftritt der Südkurve München, an den man beim Lokalrivalen der Kölner aus Mönchengladbach in ein paar Wochen anknüpfen kann. Gerne freuen wir uns auch dann über die Anwesenheit unserer Freunde. Dieses Mal geht ein dickes Dankeschön nach San Benedetto, Jena und Bochum. Merce für eure Unterstützung.

Auch sportlich kann es so weitergehen. Vermutlich zum Bedauern vieler Medienvertreter scheinen die Kicks gegen Schalke und Hamburg wohl eher leichte Anlaufschwierigkeiten gewesen zu sein und die Maschine läuft anscheinend jetzt doch wie geschmiert. Pep nahm sich gegen die Geissböcke sogar die Freiheit, ein wenig mit dem Spielsystem zu experimentieren. Gegen die harmlosen Kölner auch kein Problem. Die Stöger-Elf war wohl von vornherein ohne große Ambitionen in die Partie gegangen und beschränkte sich auf halbherzige Gegenwehr. Lediglich mit einer Doppelchance in der ersten Hälfte blieben die Kölner Angriffsbemühungen in Erinnerung. Bei uns haperte es wieder etwas an der Chancenverwertung, aber da eilte in der zweiten Hälfte dann die Heimmannschaft zu Hilfe und besorgte die Vorentscheidung selbst.

Erwähnenswert ist auf Heimseite ansonsten noch eine Choreo der Kölner Südkurve, die den Süddeutschen aber doch vor leichte Verständnisschwierigkeiten stellte. Die Coloniacs hatten ein Spruchband in Kölschem Dialekt vorbereitet, dass frei übersetzt ungefähr „Wer in der Südkurve aufgewachsen ist, bleibt rot-weiß bis ins Grab – FC, gib Gas! Wir wollen feiern! FC, gib Gas! Hier wird nicht resigniert!“ heißen müsste. Dazu gab es im Unterrang eine Überziehfahne mit FC-Logo und weiße Papptafeln. Bilder findet Ihr sicherlich auf den bekannten Seiten.

Nach dem Spiel waren wie schon vor Betreten der Tribünen kaum Polizisten zu sehen. Das Spiel gegen den 1.FC fand am letzten Wochenende des NRW-Pilotprojekts statt. Recht angenehme Sache, sich auswärts ohne ständige uniformierte Begleitung bewegen zu können, auch wenn die Schergen in zivil einen natürlich trotzdem ständig am Arsch kleben. Und da liegt ja eigentlich auch die Krux der ganzen Sache. Vielleicht sehen wir jetzt an den Spieltagen weniger Cops, aber die polizeiliche Überwachung, das Eindringen in unsere Privatsphäre, das Datensammeln, die Hausdurchsuchungen wegen jeder Lapalie, Stadtverbote, Ärger bei der Ausreise, Besuche beim Arbeitgeber werden dadurch ja nicht weniger werden. Die Spieltage werden etwas angenehmer, die Logik hinter der strukturellen Gewalt mit der gegen die Fanszenen gearbeitet wird, bleibt aber weiterhin bestehen. Die Polizei spart somit lediglich Kosten ein, bekommt gleichzeitig aber ein Argument, ihre Arbeit außerhalb der Spieltage zu verstärken. Für Sicherheitsfanatiker eine win-win Situation, für Bereitschaftspolizisten ein Gewinn durch weniger Arbeitsstunden, für den Steuerzahler ein Gewinn und für den Großteil der Fans auch eine angenehmere Situation. Ob der Gewinn für die Fanszenen ein dauerhafter sein wird, oder die neue Freiheit am Spieltag auch dazu genutzt werden wird, Repressionstätigkeiten außerhalb des Stadionumfelds zu intensivieren wird sich noch zeigen müssen. Warten wir mal ab, wie das Projekt in NRW evaluiert werden wird.

Bis dahin, abwarten und Bier trinken.

Auch vom Auswärtsspiel in Köln gibt es Bilder auf der Südkurvenseite.